In der heutigen digitalen Arbeitswelt werden wir ständig mit neuen Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert:
Alles wird gefühlt schneller und dynamischer. Das Online-Arbeiten und der Umgang mit digitalen Medien beansprucht unser Gehirn in einer neuen Art und Weise. Dazu empfinden wir eine hohe Belastung durch Multitasking und die Nutzung von mehreren digitalen Tools und Anwendungen gleichzeitig. Dies alles verschlechtert die Konzentrationsfähigkeit.
Die Digitalisierung hat die Trennlinie zwischen Arbeit und Privatleben verwischt, da es jetzt möglich ist, von überall und jederzeit zu arbeiten. Wir erleben oft ständige Verfügbarkeit, mehr Druck und das Phänomen FOMO – fear of missing out.
Im Grunde hoffen sie darauf, dass der morgige Tag ähnlich verläuft wie der heutige, die Zukunft wie die Gegenwart. Die ständig stattfindenden Veränderungen werden als unbequem und bedrohlich aufgefasst. Oder sie werden als Fehler verstanden, die es schnell auszumerzen gilt. Viele Menschen fühlen, sie verlieren die Kontrolle oder die Dinge sind nicht mehr planbar.
Widersprüche fördern Stress und Burn-out
Die digitale Arbeitswelt ist von Spannungen und Gegensätzen geprägt. Es besteht ein Konflikt zwischen
- Flexibilität und ständiger Erreichbarkeit
- gelebter und gewünschter Praxis und Methoden
- Isolation und Kommunikationsüberflutung in Chats, E-Mails und Meetings
- dem Bewahren des Bekannten und ständigen Veränderungen
All diese Geschehnisse können zu Stress, Überlastung und Burn-out führen. Unsere mentale Gesundheit und Produktivität werden angegriffen. Resilienz und der erfolgreiche Umgang mit Veränderungen und Unsicherheiten ist seit der Pandemie populär. Überall kann man in den Business Medien darüber lesen.
Ist der Begriff „Resilienz“ nur ein Hype oder eine unerlässliche Fähigkeit?
Aus einer LinkedIn Umfrage, die ich Ende Januar mit der Frage gestartet habe, wie wichtig Resilienz heutzutage ist, haben 83% Prozent geantwortet, dass dies eine unverzichtbare Fähigkeit ist, man jedoch nicht wissen, wie Resilienz umzusetzen ist (Zahl der Rückmeldungen zur Umfrage lag bei 1.780 Personen).
Betrachtet man das Thema näher, hat sich seit der Pandemie die folgende Situation in Unternehmen verschärft: Resilienz ist kein isoliertes persönliches Thema mehr, das Menschen für sich selbst lösen müssen. Neu ist, dass Unternehmen mehr denn je in der Verantwortung sind, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Mitarbeitenden zu unterstützen und die digitale Arbeitswelt und Arbeitskultur resilient zu gestalten.
Obwohl sich viele Unternehmen dem Thema verschrieben haben, steigen die Burn-out-Raten weiter an. Schaut man ich die Maßnahmen, die auf der Agenda stehen, genauer an, stellt man schnell fest, dass dies reine Well-Being-Angebote sind. Yoga und Achtsamkeit helfen nur kurzfristig. Sie sind an und für sich nicht ausreichend.
Eine Verankerung von Resilienz auf organisatorischer und persönlicher Ebene ist notwendig, um Burn-out langfristig zu verhindern.
Führungskräfte müssen sich zum einen mit den Einflussfaktoren von Stress in der digitalen Zusammenarbeit und online Arbeit auseinandersetzen. Zum anderen müssen sie für ihre Mitarbeitenden ein Umfeld schaffen, in dem sie Resilienz entwickeln können.
Was braucht es, um Resilienz aufzubauen und wie kann man dies umsetzen?
Es gibt zum einen Einflussfaktoren, die Resilienz am digitalen Arbeitsplatz fördern. Zum anderen gibt es Mechanismen, die helfen, persönliche Resilienz aufzubauen. Wir gehen auf die einzelnen Aspekte ein und Ihnen Checklisten und Fragen zur Selbstreflexion an die Hand.
Die folgende Abbildung zeigt die Maßnahmen, die Resilienz fördern:
Etablieren Sie eine „gesunde“ digitale Arbeitsorganisation
Ein besonderes Augenmerk bei den Maßnahmen am digitalen Arbeitsplatz liegt dabei auf einer „gesunden“ digitalen Arbeitsorganisation und einer guten Balance zwischen synchroner und asynchroner Arbeitszeit. Sie hat enormen Einfluss auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
Das können Sie als Führungskraft tun:
- Gestalten Sie eine ausgewogene asynchrone und synchrone Arbeitsabläufe, um digitalen Stress zu vermeiden. Analysieren Sie dazu die Arbeitsprozesse: Wo benötigen wir auf jeden Fall Kommunikation in Echtzeit, welche Aufgaben können asynchron erledigt werden? Welche Meetings benötigen wir unbedingt, welche können wir streichen?
- Setzen Sie klare Ziele und Erwartungen für die Aufgaben und stellen Sie sicher, dass diese verständlich sind. Setzen Sie Prioritäten richtig und kommunizieren Sie diese. Dann kann jeder seinen eigenen Zeitplan einrichten.
- Stellen sie sicher, dass die Mitarbeitenden alle notwendigen Ressourcen haben, um selbstorganisiert asynchron agieren zu können.
- Sorgen Sie dafür, dass jeder denselben Zugang zu Unterstützung und Hilfe bei Problemen hat.
- Prüfen Sie, ob jeder seine Rolle im Team versteht.
- Sprechen Sie über Erwartungen an die Zusammenarbeit bei unterschiedlichen Präferenzen.
- Lernen Sie die verschiedenen Arbeitsstile kennen, damit die Mitarbeitenden produktiv bleiben können.
- Sensibilisieren Sie für das Thema ständige Erreichbarkeit. Lernen Sie auch selbst loszulassen.
- Besprechen Sie mit dem Team Zeiten, in denen Meetings stattfinden können
Psychologische Sicherheit am digitalen Arbeitsplatz
Der digitale Arbeitsplatz scheint für viele aus dem Standard zu fallen. Uns fehlt plötzlich der gemeinsame Kontext, der die Spielregeln selbst definiert. Mitarbeitende bringen vielmehr ihre eigenen individuellen Präferenzen mit, die ihnen persönlich für das flexible Arbeiten wichtig sind: Fokuszeiten, individuelle Produktivzeiten, Tagesabläufe.
Die Mitarbeitenden sollten sich wohlfühlen können, vertrauensvoll über persönliche Präferenzen zu sprechen.
Reflektieren Sie die folgenden Fragen für Ihr Team:
- Haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, Bedenken oder Konflikte zu äußern?
- Reagieren Sie als Führungskraft und das Team verständnisvoll, wenn mentale Probleme angesprochen werden?
- Haben die Mitarbeitenden das Gefühl, Unterstützung zu erhalten, wenn sie Risiken eingehen und Entscheidungen selbstorganisiert treffen?
- Fühlen sich die Mitarbeiter für ihre Fähigkeiten und Talente wertgeschätzt?
- Sind die Arbeitsvorlieben der Mitarbeitenden bekannt?
- Haben die Mitarbeiter das Gefühl, dass sie einen Beitrag zu den Unternehmenszielen leisten können?
- Was geschieht, wenn Fehler, Beinaheunfälle, Misserfolge und kritische Zwischenfälle auftreten?
Download Tipp: Free Guide „Tipps zum Aufbau und Stärkung von Resilienz“
Weitere Informationen zur Förderung organisationaler und persönlicher Resilienz am Digitalen Arbeitsplatz erhalten Sie in meinem Free Guide. Dort finden Sie Reflektionsfragen und Checklisten zur Umsetzung. Du kannst ihn hier herunterladen: zum Download.
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