Die Digitalisierung der Arbeitswelt verändert die Art und Weise, wie Arbeit erledigt wird, wie Menschen arbeiten, sich verhalten und miteinander in Beziehung treten. Hierzu müssen wir auch lernen, auf neue Weise, zu denken, zu handeln und Dinge zu hinterfragen.
Die meisten Führungskräfte in Unternehmen, mit denen ich spreche, denken beim digitalen Arbeitsplatz fast ausschließlich an die richtigen Tools und wie sie diese am besten einsetzen.
Digitale Kollaboration ist vielmehr ganzheitlich zu betrachten: Es geht darum, dass Führungskräfte die Entscheidungen, die sie neu oder anders treffen müssen, verstehen:
- Interaktionen im virtuellen Raum
- Faktor Ort und Zeit: Prozesse + Aufgaben
- Persönliche Präferenzen
Technologie und Mindset Shift – oder: warum rufen Unternehmen ihre Mitarbeitenden ins Büro zurück und welche Glaubenssätze stecken dahinter?
Technologie ist mit entscheidend. Es findet hier gerade eine Veränderung statt: Tools zur Kommunikation sind aus meiner Sicht gut etabliert. Kollaborations-Tools sind in Unternehmen zwar vorhanden, aber meiner Meinung nach werden die Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.
Digitale Tools zur Zusammenarbeit ermöglichen Serendipität, wie wir sie aus dem Büro kennen – sofern die Tools richtig eingesetzt werden.
Serendipität bezeichnet eine zufällige Wahrnehmung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist.
Im Büro geschieht Serendipität bei zufälligen Begegnungen in der Kaffeeküchen. In den daraus zufällig stattfindenden Gesprächen erfährt man etwas Neues oder tauscht Wissen aus, woraus neue Ideen entstehen. Das bezeichnen wir oft als „glücklichen Zufall“. Serendipität – also solche „Zufälle“ und Begegnungen – sind für Innovationsfähigkeit wichtig.
Die spannende Frage lautet:
Wie können „serendipische“ Erfahrungen in der virtuellen Zusammenarbeit gemacht werden?
Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden in die Büros zurückrufen, haben noch nicht gelernt, dass auch im digitalen Raum innovative Interaktionen möglich sind. Führungskräfte denken noch oft, dass ein gemeinsamer Ort für Begegnungen immer und in allen Arbeitssituationen relevant ist. Sie haben Angst, dass die Innovationsfähigkeit leidet, wenn ausschließlich digital auf Distanz gearbeitet wird.
Tools können unterstützen, sind aber nie die einzige Lösung. Bei aller eingesetzten Technologie gilt, dass die digitale Zusammenarbeit auch konkret ausgestaltet werden muss. Das vergessen leider viele. Nur Tools oder Technologie zur Verfügung zu stellen, reicht nicht aus.
Überdies sind der Arbeitsplatz (Ort) und die Arbeitszeit oft noch von der 9-5-Tagesordnung abhängig. Das ist jedoch eine alte Denkweise und widerspricht dem digitalen Mindset. Mitarbeitende sollten selbst die Wahl treffen können, wie, wo und wann sie arbeiten wollen, ohne, dass Führungskräfte einen Kontrollverlust verspüren.
Der Fokus liegt auf dem „Was“ und nicht auf dem „Wo“.
Dies bedeutet auch, dass der alte Glaubenssatz „Anwesenheit im Büro ist ein Karrierevorteil“ hinfällig wird.
Was sind erste Schritte, um das digitale Mindset umzusetzen?
Führungskräfte müssen zuerst die Vorteile und auch die Nachteile der digitalen Arbeit kennen und verstehen: asynchrone Zusammenarbeit nach einem individuellen Zeitplan (Zeit, Ort) kann die Produktivität verbessern, aber auch die Koordination/Zusammenarbeit behindern oder zur Isolation führen. Zu viel Synchronität führt schnell zu Überlastung.
Wie kann also eine gute Balance zwischen asynchroner und synchroner Interaktion, Zusammenarbeit, Kommunikation und Begegnungen erreicht werden?
1) Beginnen Sie mit der Identifizierung der Tätigkeiten in den Prozessen, mit dem Ziel, zusammen mit dem Team digitale Arbeitsgrundsätze zu definieren, wie:
- Der Kunde steht an erster Stelle
- Fokuszeit ist wichtig
- Gemeinsame Zeit ist wichtig
2) Bestimmen Sie mit dem Team, welche Faktoren die Produktivität und Leistung jeden Einzelnen bei diesen Tätigkeiten positiv und negativ beeinflussen:
- Was lenkt ab?
- Wann benötige ich Interaktion und direkten Austausch mit den Kollegen, um eine Aufgabe zu erledigen?
- Wo benötige ich Fokuszeit und was kann ich asynchron erledigen?
3) Überlegen Sie, welche Regelungen für digitales/remote/hybrides Arbeiten am besten zu den Präferenzen der Mitarbeitenden passen.
Empathie für digitales Mindset
Empathie ist in der Führungsarbeit nichts Neues, aber in der digitalen Arbeitswelt unerlässlich. Denn hier spielen Individualität, Diversität, Inklusion, persönliche Präferenzen und Einstellungen eine größere Rolle. Diese Faktoren haben einen zentralen Einfluss darauf, wie Interaktionen gestaltet und alle auf Distanz eingebunden werden können.
Empathische Menschen sind in der Lage, Verhalten und Leistung in den richtigen Kontext zu setzen. Daten geben einen Hinweis darauf, was im Unternehmen vor sich geht und erklären Zusammenhänge. Empathie hilft, das Verhalten dahinter und Ursachen zu deuten, um bessere Entscheidungen mit der Datengrundlage und deren Analyse zu treffen.
Empathische Führungskräfte binden ihre Mitarbeitenden mit ein. Lernen Sie diese kennen und hinterfragen, was sie wirklich brauchen, um beste Leistungen zu erbringen.
Fazit
Unternehmen, die wissen, wie sie eine digitale Arbeitsumgebung für ihre Mitarbeitenden gestalten können, werden auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Zurück ins Büro mit der Überzeugung, nur dort können alle Interaktion stattfinden, ist ein veralteter Glaubenssatz und widerspricht einem digitalen Mindset.
–> Was sind Ihre Gedanken zum digitalen Mindset? Hinterlasse gerne einen Kommentar. Ich bin gespannt auf Ihre Ideen und Anregungen.
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